Pressemitteilung der Initiative Moorburgtrasse-stoppen
zum Hamburger Presseball 2013 am 26.1.2013:
Presseball
ja, aber aus eigener Tasche.
Und
schon gar nicht mit „Partner“ Vattenfall
Initiative
„Moorburgtrasse stoppen“ kritisiert:
Vattenfall
als Sponsor des „Hamburger Presseballs“ untergräbt
Glaubwürdigkeit
des journalistischen Berufsstands
Sponsorenfinanzierter Presseball nicht mehr zeitgemäß
Alle
Jahre wieder lässt sich die „Stiftung der Hamburger Presse“
ihren „Hamburger Presseball“ zu einem großen Teil von Sponsoren
finanzieren.
Allein
das ist schon fragwürdig genug, lässt diese Tatsache doch Zweifel
an der für
den
Berufsstand der JournalistInnen notwendigen Unabhängigkeit und damit
Glaubwürdigkeit aufkommen.
Als
Initiative „Moorburgtrasse stoppen“ fällt uns zudem auf, dass
weit oben auf der Liste der Sponsoren der Energiekonzern Vattenfall
steht. Er gehört zu den Hauptsponsoren.
Ein
Unternehmen,
das eine derart
lange Chronik an Vertuschung und Intransparenz vorzuweisen hat wie
Vattenfall,
mag zwar immer wieder eine journalistische Herausforderung sein, als
Sponsor eignet es sich nicht.
Das
stellt der Konzern im Großen wie im Kleinen immer wieder unter
Beweis, so z.B. mit seiner Klage,
mit der er sich beim „Internationalen Zentrum zur Beilegung von
Investitionsstreitfällen“,kurz ICSID,
in Washington gegen den demokratisch legitimierten Atomausstieg
wendet. Der Sponsor des Hamburger Presseballs verlangt Milliarden
von den deutschen SteuerzahlerInnen.
Geht
das Kohlekraftwerk
Moorburg
wie von Vattenfall geplant ans Netz, wird es das Klima kräftig
anheizen, die Umwelt belasten, der Gesundheit der Menschen in der
Umgebung schaden, sowie im
Herkunftsland der Kohle – sehr wahrscheinlich Kolumbien – für
große Schäden gegenüber der Umwelt und den dort lebenden Menschen
sorgen.
Und
für seine Stromproduktion in großem Stil
in der Lausitz vernichtet Sponsor Vattenfall ganze Landschaften, samt
darin liegender Dörfer.
Acht weitere stehen für gewünschte Erweiterungen des extrem klima-
und umweltschädlichen Braunkohletagebaus auf der Abschussliste.
Die
Veranstalterin des „Hamburger Presseballs“, die „Stiftung der
Hamburger Presse“ bezeichnet Vattenfall – wie die anderen
Hauptsponsoren auch - sogar als „Partner“.
Die
„Gastgeber“
des „Hamburger Presseballs“,
die „Stiftung der Hamburger Presse“, der mit ihr verbundene DJV
(Deutscher Journalistenverband, LV Hamburg) und die
„Landespressekonferenz“, sehen
Vattenfall
tatsächlich als Partner?
Wie passt das zum journalistischen Berufsverständnis, zu dem doch
Unabhängigkeit und kritische Distanz gehört?
Mit
einem Partner macht man gemeinsame Sache, hat gemeinsame Interessen,
z.B. mit einem/ GeschäftspartnerIn. Oder gar mit einem
Lebenspartner, einer Lebenspartnerin.
Partner
haben untereinander einen hohen Grad an Übereinstimmung.
Mit
Vattenfall?? In einem der wichtigsten Blockierer der dringend
notwendigen Energiewende sieht „die Hamburger Presse“ oder
durchaus nennenswerte Teile davon einen Partner??
Wir
gehen eigentlich davon aus, JournalistInnen wissen, was sie
schreiben, auch beim Wort Partner. Sollen wir hier eine Ausnahme
machen? Und wo noch? Hier haben wir Klärungsbedarf.
Klärung
des Themas ´Partnerschaft mit Vattenfall Ja oder Nein´ wäre auch
dringend geboten im Hinblick auf eines der Hauptthemen dieses Jahres,
der Auseinandersetzung
um den Volksentscheid für die Rekommunalisierung der Energienetze
in Hamburg, angestoßen von der Initiative „Unser Hamburg unser
Netz“. („Moorburgtrasse stoppen“ gehört zu den
Gründungs-initiativen)
Hier haben LeserInnen und GebührenzahlerInnen
einen Anspruch auf eine unabhängige und kritische Berichterstattung
(wie grundsätzlich überall).
Durch
„Landschaftspflege“, wie durch
Sponsorentätigkeit
bei einem Presseball ohne Frage beabsichtigt,
kommen Zweifel auf, ob der freie journalistische Blick in alle
Richtungen nicht doch verengt
und die Aufmerksamkeit nur in eine Richtung gelenkt werden könnte.
Die
Erfahrung zeigt, dass diese Rechnungen für den Sponsor aufgehen
können. Erinnert sei nur an das jüngste bekannt gewordene Beispiel,
die Pressereisen von ThyssenKrupp.
Erst
kürzlich gab es Presseberichte über Verhaltenskodices
beim Axel Springer Verlag und beim NDR, die
den JournalistInnen dort nahe legen, keine Vergünstigungen in
Anspruch zu nehmen.
Beabsichtigt sei, bereits dem Anschein
der Befangenheit vorzubeugen,
so hieß es. (Siehe TAZ vom 17. Jan. 13)
Und
der Hamburger Presseball? Hat mit diesem Anschein nichts zu tun?
Wir
meinen, wenn sie ohne
finanzielle Hilfe von Sponsoren wie Vattenfall einen Ball nicht
durchführen können, dann müssen sich die Veranstaltenden fragen,
ob der Ball nicht eine Nummer zu groß ist.
Schließlich haben die Medien auch dem ehemaligen Bundespräsidenten
vorgeworfen, in den „falschen Kreisen“ zu verkehren.
Und
vielleicht kommen bei der Version ohne Sponsoren dann ganz andere
Leute.
Das
wär doch auch mal nett, oder?
In
diesem Sinne
mit
sonnigem Gruß
Initiative
Moorburgtrasse stoppen